Das Werk von 26 Hamburger Zimmerleuten innert 48 Stunden

Aus dem Nichts eine Piste gezaubert

Was nur noch wenige wissen: Das Hallenstadion wurde 1939 um eine 250 Meter lange Holzpiste herum gebaut, damit bei schlechtem Wetter das auf der benachbarten Off enen Rennbahn angekündigte Meeting nicht abgesagt, Rennfahrer und Zuschauer nicht unverrichteter Dinge wieder nach Hause zurückkehren mussten. Tempi passati. Seit sich 2006 das Trio Urs Freuler/Ueli Gerber/Max Hürzeler ein Herz gefasst und den Radsport in die renovierte Halle zurückgebracht hat, muss jedes Mal im Innenraum aus dem Nichts eine 200-m-Bahn erstellt werden. Sie ist umso mehr ein Zauberwerk, als sie nicht im Untergrund verankert werden kann. Dieser besteht aus dem Eisfeld und der dazu nötigen Infrastruktur, damit die ZSC Lions ihre Kurven ins gefrorene Nass ritzen können.Weil es immer weniger Hallen mit permanenten Pisten aus der Blü-tezeit der Sechstagerennen

gab, entdeckte 1988 der Bremer ZimmereiUnternehmer Walter von Lütcken die Marktlücke mit der Konstruktion d emonti erbarer und an beliebigen Orten verwendbarer Bahnen. Inzwischen ist von Lütckens Firma nicht mehr nur Marktleader in Europa, sondern dank eines Joint Ventures mit einem US-Unternehmen baut  er demontable und permanente In- und OutdoorPisten auf der ganzen Welt. Während Seniorchef Walter von Lütcken beim Bau des neuen Schweizer Radsportzentrums in Grenchen engagiert ist, waltet sein 24-jähriger Sohn Sebastian wie im vergangenen Jahr als Projektleiter in Zürich. Dort sind am vergangenen Weekend zehn Lastenzüge und ein Car mit 26 Zimmerleuten aus Norddeutschland eingetroff en. In zwei Schichten rund um die Uhr bauen sie innert 48 Stunden aus 25 Tonnen Holz eine HochgeschwindigkeitsRennbahn. Der Pistenbelag besteht aus 2,5 mal 6 Meter grossen, 21 Millimeter dicken Holzplatten, die mit Schrauben fi xiert werden. Beim verwendeten Holz handelt es sich um Sibirische Fichte. «Infolge der langen Kälteperioden in Sibirien wachsen dort die Bäume langsamer. Beim Querschnitt eines Stammes sieht man, dass die Jahrringe deshalb viel enger zusammen gerückt sind als bei einer Fichte aus einer westeuropä-ischen Gegend. Darum ist das Holz der Sibirischen Fichte viel belastbarer», erklärt Sebastian von Lütcken.

 

Quelle: http://sixdays-zuerich.ch/~aktuell/01_SN-Magazin_2012.pdf